Doppelt ausgezeichnet: Berliner Wissenschaftspreis für zwei Charité-Forscher

Drosten und Regierender Bürgermeister Müller © Lars Hübner / Fotograf 

Der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat den Berliner Wissenschaftspreis 2020 des Regierenden Bürgermeisters erhalten. Die mit 40.000 Euro höchstdotierte Wissenschaftsauszeichnung des Landes Berlin ehrt herausragende Forschungsleistungen, die in der Hauptstadt entstanden sind. Auch der Nachwuchspreis ging an einen Charité-Forscher, den Kinderonkologen Privatdozent Dr. Anton Henssen. Der Nachwuchspreis ist mit 10.000 Euro verbunden und würdigt einen besonders innovativen Forschungsansatz in einem Berliner Zukunftsfeld. Die Verleihung des 13. Berliner Wissenschaftspreises war pandemiebedingt verschoben worden und wurde gestern Abend im Rahmen der Ausstellung zur Wissensstadt Berlin 2021 nachgeholt.

Laut der Urteilsbegründung der Preisjury wird Prof. Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, für seine herausragende Forschungsarbeit zu epidemischen Lungeninfektionen sowie seinen großen Beitrag zur Pandemie-Prävention und internationalen Gesundheitssicherheit geehrt. Zudem habe Prof. Drosten durch seine Arbeit viel zur Sichtbarkeit des Innovationsstandorts Berlin beigetragen und sich auf herausragende Weise um die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft verdient gemacht. Anlässlich der Würdigung sagte Prof. Drosten: „Ich freue mich sehr über diese Berliner Auszeichnung. Ich bin mit meinem Team erst 2017 in die Stadt gekommen und wir alle haben uns gleich von Anfang an in dieser hervorragenden Forschungsumgebung willkommen gefühlt. Ohne das Engagement der Charité und die Einbindung in die wissenschaftliche Community wäre auch unser Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie nicht möglich gewesen.“

Henssen und Regierender Bürgermeister Müller © Lars Hübner / Fotograf 
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Privatdozent Dr. Henssen forscht am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), und arbeitet als Arzt an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité. Den Nachwuchspreis 2020 erhält er für seine zukunftsweisende Forschung, die maßgeblich dazu beiträgt, neue Mechanismen in der Entwicklung von Tumoren im Kindesalter zu verstehen und damit neue Ansätze in der Diagnose und Therapie ermöglichen könnte. Laut Urteilsbegründung bette sich seine Arbeit optimal in das wissenschaftliche Umfeld der Hauptstadtregion ein und sei ein hervorragendes Beispiel für die Wirkung anwendungsorientierter Forschung. Zur Ehrung seiner Arbeit mit dem Nachwuchspreis sagte Privatdozent Dr. Henssen: „Ich freue mich und bin sehr dankbar für die Auszeichnung. Auch wenn ich diesen Preis erhalte, geht die Auszeichnung an ein Team aus internationalen Kooperationspartnern. Denn ohne solche Teamarbeit wäre die von meinem Labor durchgeführte Forschung nicht möglich gewesen.“

Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité, zeigte sich erfreut über die Würdigung: „Ich bin stolz darauf, dass die Charité die Forschungsheimat von gleich zwei beeindruckenden Wissenschaftlern ist, die für ihre hervorragende Arbeit zurecht jetzt ausgezeichnet wurden. Beide leisten in ihrem Feld Großartiges und ich gratuliere ihnen im Namen des gesamten Vorstands der Charité sehr herzlich zu diesem Erfolg. Christian Drosten hat mit seinem enormen wissenschaftlichen und kommunikativen Engagement im letzten Jahr maßgeblich dazu beigetragen, dass viele Menschen in Deutschland und auch wir hier innerhalb der Charité wissenschaftlich fundierte Entscheidungen im Umgang mit der Pandemie treffen konnten. Und auch wenn seine Leistung als Forscher in diesen Zeiten besonders zutage tritt: Uns hat sie schon 2017 ganz klar überzeugt, als wir Christian Drosten an die Charité berufen konnten.“

Zum Nachwuchspreisträger ergänzte Prof. Pries: „Anton Henssen hat es in seiner jungen Laufbahn geschafft, ein seit Jahrzehnten beobachtetes, aber bislang unerklärtes Phänomen kindlicher Krebserkrankungen mit sehr innovativen Methoden aus einem neuen Blickwinkel zu untersuchen. Seine Erkenntnisse zur Rolle kleiner DNA-Ringe belegen einen völlig neuen genetischen Mechanismus der Krebsentstehung. Sie sind nicht nur vielversprechend für die Krebsforschung, sondern stellen in Zukunft vielleicht auch einen neuen Ansatzpunkt für die Krebstherapie dar.“

Der Berliner Wissenschaftspreis wird seit 2008 jährlich durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin vergeben. Vorschlagsberechtigt sind die Berliner Hochschulen, in Berlin ansässige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und ihre Träger sowie die für Wissenschaft und Forschung zuständigen Mitglieder des Senats. Für den Hauptpreis ist ein Preisgeld über 40.000 Euro vorgesehen, das die Institution erhält, an der die wissenschaftliche Leistung erbracht wurde. Für den Nachwuchspreis geht das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro direkt an die Ausgezeichneten selbst. Mit dem Berliner Wissenschaftspreis sollen in Berlin entstandene hervorragende Leistungen in Wissenschaft und Forschung zielgerichtet gefördert werden. Ein zentrales Anliegen dabei ist, eine Basis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Berlins zu schaffen. Neben der wissenschaftlichen Exzellenz ist aus diesem Grunde auch die Möglichkeit der praktischen Umsetzung der Forschung ein ausschlaggebendes Kriterium.

Kurzvita Prof. Dr. Christian Drosten
Christian Drosten studierte Medizin in Frankfurt am Main. Nach der Promotion zum Doktor der Medizin 2003 leitete er eine Arbeitsgruppe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, ehe er 2007 als Leiter des Instituts für Virologie an das Universitätsklinikum Bonn berufen wurde. Seit 2017 ist der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie Direktor des Instituts für Virologie der Charité. Er leitet den Fachbereich Virologie bei der Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH sowie die Arbeitsgruppe „Virusnachweis und Pandemieprävention“ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Er ist Sprecher des Nationalen Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten und wissenschaftlicher Leiter des interdisziplinären Zentrums Charité Global Health. Für seine Verdienste zur Kommunikation in der COVID-19-Pandemie wurde Prof. Drosten vielfach ausgezeichnet. Im Oktober 2020 wurde er für die Entwicklung eines Nachweistests für SARS-CoV-2 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Bereits 2005 hatte er das Bundesverdienstkreuz am Bande für die Identifizierung des ursprünglichen SARS-Coronavirus und die Entwicklung des ersten diagnostischen Tests erhalten.

Kurzvita Privatdozent Dr. Anton G. Henssen
Anton George Henssen studierte Medizin in Düsseldorf, bevor er eine neurowissenschaftliche Ausbildung im Forschungszentrum Jülich erhielt und 2013 an der RWTH Aachen zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Als Assistenzarzt am Universitätsklinikum Essen befasste er sich anschließend erstmals vertieft mit kindlichen Tumoren. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (2013 bis 2016) spezialisierte er sich auf die DNA-Sequenzierung von Tumoren in Kindesalter. Seither ist er als Arzt an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie der Charité tätig. Eine Förderung durch das Clinician Scientist Programm des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Charité ermöglichte ihm, parallel seiner Forschung nachzugehen. Seit Ende 2018 leitet der Mediziner am ECRC die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Genomische Instabilität bei kindlichen Tumoren“, die zugleich auch Gastgruppe am MDC ist. Seit 2020 wird seine Forschung vom European Research Council (ERC) im Rahmen eines Starting Grant mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert. Privatdozent Dr. Henssen ist wissenschaftliches Mitglied des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) am Standort Berlin. Für seine Forschungsleistung hat der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mehrere Preise erhalten, darunter 2018 den Forschungspreis der Hector Stiftung und 2021 den Preis der Kind-Philipp-Stiftung für pädiatrisch-onkologische Forschung.

Foto: Lars Hübner