Heilungschancen von Intensivpatienten verbessern

Wie kann der Heilungsverlauf von Intensivpatienten positiv unterstützt werden? Welche Rolle spielen dabei Raumatmosphäre, Licht und Akustik? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines aktuellen Forschungsprojekts der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem Unternehmen Philips. Ziel der fünfjährigen Kooperation ist es, gefährliche Delirien bei Intensivpatienten zu vermeiden und eine frühzeitige Genesung zu unterstützen. Erforscht werden sollen Lösungen einer patientenorientierten Umgebung auf der Intensivstation – fernab von weiteren Medikamentengaben.

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Das Delir ist die häufigste Funktionsstörung des Gehirns bei Intensivpatienten. Es treten Aufmerksamkeits-, Bewusstseins- sowie Denkstörungen auf, die häufig mit Folgekomplikationen verbunden sind. Das Delir gilt als einer der Hauptrisikofaktoren auf Intensivstationen, nicht vollständig zu genesen oder nicht zu überleben. Lange Zeit war es zudem üblich, Intensivpatienten medikamentös ruhig zu stellen. Diese Sedierung erhöht nicht nur das Risiko, ein Delir zu entwickeln, sondern erschwert auch die Diagnose. Mittlerweile sind sich 17 nationale Fachgesellschaften* einig, dass die Chancen auf eine vollständige Genesung steigen, wenn der Patient so früh wie möglich bei Bewusstsein ist. Dies wiederum hängt auch maßgeblich von der Umgebung ab: Lärmintensives, geschäftiges Treiben in einem technisch kalten Ambiente mit wenig Licht am Tage und grellem Licht in der Nacht verursacht bei Patienten Angst und Stress.

Prof. Dr. Claudia Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin an der Charité, hat schon 2010 die Perspektive um den Blick aus Patientensicht erweitert. Unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium startete sie eine Kooperation mit dem Berliner Architekturbüro Graft und dem Berliner Mediengestalter Art+Com, um ein Behandlungskonzept in einer völlig neuen Art von Intensivstation zu integrieren: Zwei intensivmedizinische Zimmer wurden so umgebaut, dass medizinische Geräte optisch in den Hintergrund rücken, die Geräuschkulisse merklich gedämpft wird und die Lichtverhältnisse den Bedürfnissen der Patienten angepasst werden können. Die dort installierten Deckenleuchten lassen sich in ihrer Lichtintensität und -frequenz steuern und sollen dabei helfen, den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Patienten zu erhalten. Philips unterstützte das Projekt nach Vorgabe der Entwickler mit innovativer Lichttechnik.

„Wir wissen inzwischen, dass die Aufrechterhaltung des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus das Wohlbefinden von Patienten steigert und das Risiko für die Entwicklung von Delirien reduzieren kann“, betont Prof. Spies. Sie fügt hinzu: „Unsere fünfjährige Forschungskooperation wird an die bisher gewonnenen Erkenntnisse anknüpfen und weitere Studien zur nicht-pharmakologischen Vermeidung von Delirien bei Intensivpatienten durchführen.“ Darüber hinaus hat Philips über den Stifterverband an der Charité eine entsprechende Stiftungsprofessur eingerichtet, die zusätzlich zur Umgebung auch die Beziehung der Patienten zu den Angehörigen sowie die Interaktion mit dem medizinischen Personal in den Blick nimmt.