Förderung in Millionenhöhe für innovative Krankenversorgung und Versorgungsforschung an der Charité

CharitéUMB-4c_IllCSInnovationsfonds fördert Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit, Telemedizin, Seltenen Erkrankungen und Neurologie

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Berlin, 17.01.2017 Für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und die Entwicklung neuer Versorgungsformen erhält die Charité – Universitätsmedizin Berlin Fördergelder aus dem Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit voraussichtlich zweistelligem Millionenbetrag. Über eine Laufzeit von drei Jahren werden sechs Projekte der Charité gefördert, an vier weiteren Vorhaben ist sie als Konsortialpartnerin beteiligt.

„Die hohe Förderung durch den Innovationsfond ist ein großer Erfolg für die Berliner Universitätsmedizin, den wir gleichzeitig als Auftrag und Verpflichtung verstehen. Die konsequente Einführung innovativer Versorgungsformen wird nicht nur Patienten in Berlin helfen, sondern das deutsche Gesundheitssystem durch modellhafte Lösungen besser machen“, freut sich Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité.

Neue Versorgungsformen

Im Rahmen des ersten Projektes (TRANSLATE – NAMSE, Verbesserung der Versorgung von Menschen mit seltenen Erkrankungen durch Umsetzung von im nationalen Aktionsplan (NAMSE) konsentierten Maßnahmen), soll die medizinische Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit seltenen Erkrankungen nachhaltig verbessert werden. Denn Patienten mit den Symptomen einer seltenen Erkrankung gelangen oftmals erst nach einem langen Weg zur richtigen Diagnose. Ziel des Projektes ist es deshalb, Kindern und Erwachsenen, die an einer solchen Krankheit leiden, zu einer schnelleren Diagnose, einer effizienten Versorgung und einer höheren Behandlungsqualität zu verhelfen.

Die Versorgung von Patienten vor und nach einer intensivmedizinischen Behandlung soll durch das Projekt ERIC (Enhanced Recovery after Intensive Care) verbessert werden. Etwa 2,1 Millionen Patienten werden in Deutschland jährlich auf Intensivstationen behandelt und fast eine halbe Million beatmet. Nicht selten führt eine Intensivbehandlung zu kritischen und belastenden Langzeitfolgen für Patienten und deren Angehörige. Dazu gehören unter anderem kognitive Einschränkungen, Immobilität sowie Pflegebedürftigkeit. Ziel des Projektes ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse konsequent zur Anwendung zu bringen und Patienten an ein neues telemedizinisches Intensivnetzwerk anzuschließen. Durch diese Maßnahmen wird die Patientensicherheit während und nach der Behandlung erhöht und Langzeitfolgen vermieden.

Ein weiteres Vorhaben (ANNOTeM, Akutneurologische Versorgung in Nordostdeutschland mit telemedizinischer Unterstützung) möchte mit Hilfe eines telemedizinischen Netzwerkes die Behandlung akutneurologischer Notfälle in den nordostdeutschen Flächenländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unterstützen. Für diese potentiell lebensgefährlichen Erkrankungen gibt es zwar gesicherte, die Prognose verbessende Behandlungen. Diese Therapieoptionen stehen jedoch häufig in strukturschwachen Regionen nicht ausreichend zur Verfügung oder kommen nach einer Krankenhausverlegung nur verspätet zum Einsatz. Ziel ist es, die Behandlungsqualität akutneurologischer Notfälle in diesen Regionen zu verbessern und die Anfallsprophylaxe bei Epilepsiepatienten zu optimieren.

Versorgungsforschung

Auch im Rahmen der Versorgungsforschung wurden drei an der Charité angesiedelte Projekte für die Förderung ausgewählt. Eins der drei Projekte (Frauen 5.0, Regionale Versorgung von Frauen über 49 Jahren durch Fachärzte und Fachärztinnen für Gynäkologie und für Allgemeinmedizin) beschäftigt sich mit der regionalen medizinischen Versorgung von Frauen. Im Rahmen des demographischen Wandels und des reduzierten Zuganges werden insbesondere Frauen im zweiten und dritten Lebensabschnitt in ländlichen Gebieten vom Mangel an frauenärztlicher Versorgung betroffen sein. Primäres Projektziel ist die Erforschung der veränderten Betreuungssituation der betroffenen Frauen und die Identifizierung von Innovationspotentialen in einer fachübergreifenden Versorgung.

Das Projekt INDEeD (Inanspruchnahme und sektorenübergreifende Versorgungsmuster von Patienten in Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland) untersucht die Belastung des Gesundheitssystems vor und nach einer Behandlung in der Notaufnahme. Im Vordergrund steht dabei die Identifikation von Einflussfaktoren auf eine angemessene, unangemessene und vermeidbare Nutzung von Notaufnahmen mit dem Ziel der Identifikation von Versorgungslücken. Auf Basis der Ergebnisse sollen Modelle zur bedarfsgerechten Anpassung der Versorgung entwickelt werden.

In dem dritten von der Charité beantragten Projekt (MEHIRA: Mental Health in Refugees and Asylum Seekers) soll ein Modell zur effektiveren Gesundheitsversorgung von in Deutschland lebenden, jugendlichen und erwachsenen Flüchtlingen mit Depressionen überprüft werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können unmittelbar für die Versorgung von Flüchtlingen, aber auch zur Verbesserung der Versorgung von weiteren Bevölkerungsgruppen mit erschwertem Zugang zum Gesundheitssystem verwendet werden.

Die Projekte, an denen die Charité als Konsortialpartner beteiligt ist, beschäftigen sich unter anderem mit Untersuchungen zur Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft und dem Nutzen neuer Arzneimittel in der Onkologie.

Insgesamt werden durch den Innovationsfond bundesweit 300 Millionen Euro jährlich vergeben. Hiervon sind 225 Millionen Euro für die Förderung neuer Versorgungsformen und 75 Millionen Euro für die Versorgungsforschung vorgesehen. Der Fonds wurde von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um eine künftig bessere gesundheitliche Versorgung in Deutschland zu schaffen. Ziel ist es, neue gesundheitliche Versorgungsmodelle zu fördern, die über die Regelversorgung hinausgehen und darauf ausgerichtet sind, die Versorgung gesetzlich Krankenversicherter zu verbessern.

Detaillierte Informationen zu allen geförderten Projekten und den beteiligten Kooperationspartnern finden Sie unter https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/

Die an den Charité-Projekten beteiligten Konsortialpartner sind:

TRANSLATE – NAMSE
Ansprechpartnerin der Charité: Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich
• Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf
• Universitätsklinikum Lübeck
• Universitätsklinikum Tübingen
• Universitätsklinikum Heidelberg
• Universitätsklinikum München
• Universität Dresden
• Universitätsklinikum Bonn
• Universitätsklinikum Essen
• Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
• Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen
• AOK Nordost
• BARMER GEK
• Berlin School of Public Health

ERIC
Ansprechpartnerin der Charité: Prof. Dr. Claudia Spies
• Ludwig-Maximilians Universität München
• Technische Universität Berlin
• Fraunhofer FOKUS
• Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig gGmbH
• BARMER GEK
• Kooperationspartner: Krankenhäuser des INABBRA Verbundes

ANNOTeM
Ansprechpartner der Charité: Prof. Dr. Heinrich Audebert
• Universitätsklinikum Greifswald
• Unfallkrankenhaus Berlin
• Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg
• MEYTEC GmbH Informationssysteme
• AOK Nordost
• BARMER GEK
• Techniker Krankenkasse

Frauen 5.0
Ansprechpartnerin der Charité: Dr. Lorena Dini
• Robert Koch‐Institut
• Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen der Region Nordost

INDEeD
Ansprechpartner der Charité: Prof. Dr. Martin Möckel
• Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland
• Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
• Universitätsklinikum Magdeburg
• Technische Universität Berlin
• Charité – Universitätsmedizin Berlin
• Technologie‐und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V.
• OFFIS e.V.

MEHIRA
Ansprechpartner der Charité: Prof. Dr. Malek Bajbouj
• Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
• Universitätsklinikum Aachen
• Universitätsklinikum München
• Universitäten Ulm,
• Philipps-Universität Marburg
• Universität Potsdam
• Berliner Zentrum für Folteropfer
• Bundesärztekammer
• AOK Nordost und Rheinland
• Ärzte ohne Grenzen

 

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