Hauptstadtkongress: Sanktionen bei weiteren Verzögerungen der Telematik-Infrastruktur

HSK logoDie parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) aus dem Bundesgesundheitsministerium hat wegen der schleppenden Umsetzung der Telematikinfrastruktur Sanktionen angekündigt, sofern die Teilnehmer des Projekts zur Vernetzung im Gesundheitswesen weiterhin Umsetzungsfristen verstreichen lassen. Bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit in Berlin sagte Widmann-Mauz: „Wir überlassen nichts mehr dem Zufall, wir drohen Sanktionen an.“ Die Gesundheitspolitikerin beklagte, es gäbe tolle Projekte, aber die kämen nicht zueinander, „weil die Datenautobahn fehlt“.

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In ihrer Rede vor rund 1.600 Teilnehmern des Hauptstadtkongresses, dessen Leitthema Innovationen sind, erläuterte Widmann-Mauz darüber hinaus die Innovationsstrategie der Bundesregierung. Innovation sei „kein Gütesiegel an sich, sondern Nutzen müsse evidenzbasiert nachgewiesen werden“. Drei Voraussetzungen müssten dafür gegeben sein: Erstens müssten „echte Innovationen einen wirklichen Fortschritt für Lebensqualität und Lebenschancen“ bringen. Zweitens müssten sich Innovationen am Versorgungsbedarf orientieren. Und drittens dürften wirkliche Innovationen „keine Eintagsfliegen“ sein.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hatte sich zuvor in einer Videobotschaft dafür entschuldigt, an der Kongresseröffnung – einem „Pflichttermin für einen Bundesgesundheitsminister“ – nicht teilnehmen zu können, da er zeitgleich die deutsche Delegation bei der UNAIDS-Konferenz in New York leite.

In der Eröffnungsveranstaltung des wichtigsten Kongresses der deutschen Gesundheitswirtschaft präsentierte Prof. Dr. Bertram Häussler vom IGES-Institut am Beispiel des Kampfes gegen die koronare Herzerkrankung, wie Investionen zu Innovationen und schließlich zu drastischem Abfallen der Sterblichkeit führen könne. Innerhalb eines halben Jahrhunderts habe sie um drei Viertel gesenkt werden können. Dieser Prozess sei jedoch langfristig, betonte Häussler: „Der Erfolg ist nicht linear. Der Erfolg hat sich erst nach Jahrzehnten eingestellt.“ Er mahnte deshalb: „Forschung und Entwicklung brauchen Mut. Politik muss so gestalten, dass der Prozess nicht abgewürgt wird.“

Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung gab Prof. Dr. Anthony Atala, Pionier der regenerativen Medizin, eine Lecture. Atala und sein Team befassen sich am Wakefield Forest Institute im US-Staat North Carolina mit der künstlichen Erzeugung von Gewebe und Organen aus Körperzellen von Patienten. Es leben bereits Patienten von Atala mit im Labor erzeugter Blase, Vagina und Knochenteilen. Derzeit arbeiten die Forscher am 3D-Druck von Organen. Atala präsentierte den Zuhörern des Hauptstadtkongresses auch einen „Body-on-a-chip“, bei dem kleine, aus menschlichen Zellen gezüchtete Organe – so genannte „Organoide“ – einen kompletten menschlichen Körper im Kleinmaßstab darstellen. Mit dem Body-on-a-chip sollen Medikamente getestet werden – und zwar vor allem auch in ihrer spezifischen Wirkung auf den Patienten, von dem Zellen auf dem Chip eingesetzt wurden.