Global Media Forum: „Wo die Wahrheit verlorengeht“

Die Deutsche Welle hat am Montag, 30. Juni, auf dem Global Media Forum in Bonn die Gewinner des internationalen Wettbewerbs „The Bobs – Best of Online Activism“ ausgezeichnet. Intendant Peter Limbourg überreichte den Hauptpreis an den ägyptischen Fotoblogger Mosa’ab Elshamy.

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In seiner Heimat gebe es derzeit nicht nur einen „Krieg gegen unsere Generation, sondern gegen die Wahrheit“, sagte Mosa’ab Elshamy bei der Preisverleihung im World Conference Center. Fotografieren sei für ihn eine Leidenschaft und zugleich „eine Ausdrucksform, um nicht nur zu sehen, sondern zu verstehen.“ Die Menschen auch über Blogs zu informieren sei gerade in Ägypten, „wo die Wahrheit verlorengeht und die Medien polarisieren und von Interessen geleitet sind, unentbehrlich“, so der Fotoblogger. Mosa’ab Elshamy sagte, er widme den Preis „allen Journalisten, Bloggern und Fotografen in Ägypten, die in Haft sind“.

Die Jury des internationalen Wettbewerbs der Deutschen Welle hatte ihm den Preis in der Kategorie „Best Blog“ zuerkannt. Seine eindringlichen Fotos zeigen zumeist Menschen in Ausnahmesituationen. Intendant Peter Limbourg unterstrich die Bedeutung von The Bobs als Beitrag der DW zur Förderung der Meinungs- und Pressefreiheit. Deshalb sei es gut, „dass wir diese Preisverleihung weltweit in unserem TV-Programm ausstrahlen“.

Weitere Preise überreichte die DW an das ukrainische Portal YanukovychLeaks sowie an Blogger und Social-Media-Aktivisten aus den Palästinensergebieten, aus Indien und Bangladesch. Auch ein Sprachkünstler, der auf kreative Weise die Zensur in China umgeht, zählt zu den Preisträgern der zehnten Auflage von The Bobs.

Nach Indien geht in diesem Jahr der Global Media Forum Award. Vertreter von Khabar Lahariya, einer ländlichen Wochenzeitung auf Hindi, nahmen den Preis in Bonn entgegen. Die Zeitung erscheint in sechs Dialekten und wird von Frauen für Frauen geschrieben und produziert – und sie erstellen eine Online-Ausgabe (www.khabarlahariya.org).

Ein Team aus Ramallah und Beirut erstellt seit 2011 Infografiken zur Situation in den Palästinensergebieten, die auch von vielen traditionellen Medien übernommen werden. Die Webseite Visualizing Palestine erhielt in Bonn den Bobs-Award in der Kategorie Best Social Activism. In dieser Kategorie würdigt die Deutsche Welle das Engagement in Sozialen Medien zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten.

In der Kategorie Best Innovation entschied sich die Jury für das Projekt BanglaBraille.com aus Bangladesch, wo mehr als eine Million Menschen blind sind. Für mehr als 50.000 blinde Schulkinder gibt es keine geeigneten Lehrbücher. Die Macher von BanglaBraille.com stellen auf ihrer Plattform Bücher als Audios bereit.

Der Reporters Without Borders Award geht an das ukrainische Portal YanukovychLeaks (www.yanukovychleaks.org). Auf dieser Seite macht eine Gruppe von Aktivisten Dokumente zugänglich, die im Haus des ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch nach dessen Flucht gefunden wurden. Die Betreiber des Portals haben sich zum Ziel gesetzt, die große Datenmenge zu untersuchen und zu katalogisieren. Dmytro Gnap war für die ukrainischen Aktivisten nach Bonn gekommen und nahm den Preis entgegen. Nichts könne auf Dauer vor der Zivilgesellschaft verborgen bleiben. „Früher oder später kommt jedes schmutzige Geschäft ans Licht“, sagte Gnap. Jury-Mitglied Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland, überreichte die Auszeichnung. Die Organisation ist Partner der DW in dieser Preiskategorie.

Publikumspreis für Euromaydan

In die Ukraine geht zudem der Publikumspreis „Best Blog“. Internetnutzer wählten Euromaydan, die größte und bekannteste Facebook-Community in der Ukraine (www.facebook.com/EuroMaydan).

Die Deutsche Welle hat The Bobs – Best of Online Activism 2004 ins Leben gerufen – mit dem Ziel, den offenen Diskurs im Sinne der Meinungsfreiheit über digitale Medien voranzutreiben und zu bereichern. Die 15-köpfige internationale Jury hatte in einer Vorauswahl 154 Kandidaten nominiert. Mehr als 3.000 Webseiten und Onlineprojekte waren eingereicht worden.