Charité informiert: Klebsiella-Ausbruch auf einer Erwachsenen-Intensivstation

Aufgrund der Erfahrungen des vergangenen Jahres möchte die Charité – Universitätsmedizin Berlin darüber informieren, dass auf einer Erwachsenen-Intensivstation gehäuft multiresistente Keime des Typs Klebsiella pneumoniae (KPC) nachgewiesen wurden. Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen hat die Krankenhaushygiene der Charité am 15. Februar die Gesundheitsbehörden über den Ausbruch informiert. Die betroffene Intensivstation ist spezialisiert auf die Übernahme von Patienten aus anderen Krankenhäusern mit Lungen- oder Mehrorganversagen.

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Insgesamt weisen im Februar vier Patienten eine invasive Infektion auf. Bei zwei weiteren Patienten wurde eine Kolonisation festgestellt. Bereits im vergangenen Jahr wurden, verstreut über einen Zeitraum von vier Monaten, identische Keime bei fünf Patienten nachgewiesen und gemeldet.

Zur Sicherheit der Patienten wurden alle vom Infektionsschutz und der Berliner Hygieneverordnung vorgesehenen Maßnahmen sofort umgesetzt. Die Station wurde geteilt und die betroffenen Patienten räumlich isoliert. Ebenso wurde das Pflegepersonal in zwei Gruppen aufgeteilt und jeweils einem der beiden Bereiche zugeordnet. Zudem wurde ein interdisziplinäres Ausbruchsteam mit festem Ansprechpartner der Intensivmedizin gebildet, das in engem und täglichem Kontakt mit dem Amtsarzt und der Senatsverwaltung für Gesundheit steht. Alle Patienten auf der Station und deren Angehörige wurden über das Ausbruchsgeschehen informiert. Der Erreger wurde durch Screening-Untersuchungen von multiresistenten gramnegativen Erregern  erkannt, die zu den erweiterten Schutzmaßnahmen der Charité gehören. Zusätzlich leitete die Charité Umgebungsuntersuchungen ein, die bisher unauffällig waren.

»Wir nehmen den Ausbruch mit diesem Keim besonders ernst, weil er wegen der eingeschränkten Behandlungsmöglichkeit und der zunehmenden Verbreitung in Europa auch in Zukunft eine Herausforderung für die Intensivmedizin darstellt«, sagt Prof. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité.

Keim-Ausbrüche in Krankenhäusern sind keine Seltenheit, allein in Berlin gab es 2012 insgesamt 44 gemeldete Ausbrüche mit unterschiedlichen Keimen entsprechend der Ausbruchsdefinition. Ein vergleichbarer Keim stellte in den vergangenen beiden Jahren auch in Leipzig und Sachsen ein Problem dar.

Hintergrundinformation

Wann liegt ein Ausbruch vor?
Nach dem Infektionsschutzgesetz nimmt man einen Ausbruch an, wenn mehr als zwei Patienten eine Infektion haben und die Patienten in räumlichem und zeitlichem Zusammenhang standen (z.B. in derselben Woche auf einer Intensivstation).

Was sind Klebsiella-Bakterien?
Klebsiella pneumoniae (KP) ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium der Gattung Klebsiella. Beim Menschen gehört diese Art zu den normalen Bewohnern des Magen-Darm-Trakts. Im Normalfall ist das Bakterium ungefährlich, bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann es jedoch auch als Krankheitserreger auftreten.

Was unterscheidet KP von KPC Bakterien?
Das Kürzel KPC steht für KP Bakterien, die besondere Enzyme bilden, die sogenannten Carbapenemasen (C). Diese Enzyme bewirken, dass einige Antibiotika (aus der Gruppe der Carbapeneme) unwirksam sind, d.h. die KPC-Bakterien besitzen eine Resistenz gegenüber diesen bestimmten Antibiotika.

Es sind verschiedene Varianten der Klebsiellen-Carbapenemasen bekannt wie etwa KPC-1, KPC-2 und KPC-3. Bei dem derzeitigen Ausbruch in der Charité handelt es sich um den am häufigsten auftretenden Carbapenemase bildenden Klebsiella pneumoniae Stamm in Deutschland (KPC-3).

Das bisher in Nordeuropa wenig verbreitete KPC-Bakterium ist tendenziell seit den letzten Jahren auf dem Vormarsch. Bakterien mit dieser oder ähnlichen Resistenzen wurden in den 90er Jahren in den USA erstmalig nachgewiesen. Seitdem wird weltweit eine Zunahme der Häufigkeit beobachtet. Auch in anderen deutschen Kliniken werden Bakterien mit dieser oder ähnlichen Resistenzen in steigender Anzahl nachgewiesen.

Wie gefährlich ist KPC?
Für gesunde Menschen sind KPC-Bakterien ungefährlich. Für abwehrgeschwächte Patienten stellt ein KPC-Bakterium ein Risiko dar. Bei einer Infektion mit KPC treten die typischen Infektionssymptome wie Fieber, schweres Krankheitsgefühl oder Atemnot auf. Eine Infektion mit KPC ist nur mit wenigen Reserve-Antibiotika behandelbar.

Welche Maßnahmen werden getroffen?
Patienten, bei denen KPC bereits nachgewiesen wurde bzw. vermutet wird, werden sofort isoliert und engmaschig in Einzelpflege betreut und versorgt. Zusätzlich werden umgehend erweiterte Hygienemaßnahmen eingeleitet. Das Tragen von Schutzkleidung (Handschuhe, Kittel, Mundschutz, Haube) ist neben der obligatorischen Desinfektion der Hände für das gesamte Personal und alle Besucher bei jedem Kontakt vorgeschrieben.