Folgenschwere Stigmatisierung: Homosexuelle häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen

Wenn am Wochenende in Köln auf dem Christopher Street Day tausende Homosexuelle für gesellschaftliche Anerkennung und rechtliche Gleichstellung demonstrieren, scheinen viele Vorurteile überwunden. Doch Homosexuelle werden heute nach wie vor stigmatisiert. Gleichzeitig schweben sie in erhöhter Gefahr für psychische Krankheiten.

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Was die Wissenschaft schon vor Jahrzehnten belegt hat, ist heute in Deutschland für einen großen Teil der Gesellschaft selbstverständlich: Homosexualität ist weder eine Entwicklungsstörung noch eine Erkrankung. Dennoch halten sich viele Vorurteile hartnäckig – zum Bespiel die Auffassung, dass Homosexualität eine Normabweichung ist und „geheilt“ werden müsste.

Die DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) lehnt so genannte „reparative“ Verfahren, mit denen Homosexualität „korrigiert“ werden soll, entschieden ab. Es gibt für die Wirksamkeit solcher Verfahren keine empirischen Evidenzen. Vielmehr können sie den Menschen schaden.

DGPPN-Präsident Prof. Wolfgang Maier unterstreicht die Position der Fachgesellschaft: „Homosexualität gehört zum gesunde Leben. Sie bedarf keiner Therapie. Behandlungsansätze können sich nur auf die Konflikte fokussieren, die in Verbindung mit religiösen, gesellschaftlichen und internalisierten Normen entstehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft verurteilen wir jegliche Stigmatisierung, Pathologisierung oder Benachteiligung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung.“

Internationale Studien belegen, dass Homosexuelle häufiger psychisch erkranken als die Allgemeinbevölkerung. Sie entwickeln öfters Depressionen, Angststörungen oder Suchtverhalten. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit homo- oder bisexueller Orientierung besteht sogar eine dreifach höhere Suizidrate.

Das erhöhte Risiko für psychische Erkrankung ist auf direkt oder indirekt erfahrene Diskriminierung zurückzuführen. Daneben spielen auch andere psychische Entwicklungen eine Rolle – zum Beispiel internalisierte Homophobie, Selbstentwertung oder starke Schuld- und Schamgefühle. Prof. Wolfgang Maier: „Wir wollen uns durch Information und Aufklärung aktiv für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen einsetzen. Unser Ziel muss es sein, psychische Folgeerkrankungen aufgrund vor Stigmatisierung vorzubeugen. Kommt es dennoch zu einer Erkrankung, benötigen Homosexuelle keine besonderen Therapieangebote, sondern Therapeuten, die einen wertfreien und geschützten Raum bieten. Die psychischen Erkrankungen sind unabhängig von der Homosexualität zu diagnostizieren und zu behandeln.“